Sindelfinger/Böblinger Zeitung

Aus der Sindelfinger/Böblinger Zeitung vom 31.08.2009

Versprochen ist versprochen 31.08.2009 –

 

Rudolf Mäder in der Sindelfinger Buchhandlung Röhm.

 

Potenziellen Pilgern rät er, die Reise alleine oder zu zweit zu machen. Andernfalls drohe die Gefahr,dass man sich unterwegs zu wenig auf die Reise und – wie daheim – zu viel auf den Alltag konzentriere. Bild: Stampe

 

Von unsrem Redakteur Karlheinz Reichert

 

Es führen nicht nur viele Wege nach Rom, sondern auch nach Santiago de Compostela. Einerdavon führte zumindest am Freitagabend über die Sindelfinger Buchhandlung Röhm. Rudolf Mäder berichtete dort über seine beiden Radtouren dorthin – halb Pilgerfahrten, halb Abenteuer.

 

Der Vergleich mit Rom ist in diesem Fall erlaubt, denn nach der ewigen Stadt und nach Jerusalem war das Grab des Apostels Jakobus in Nordspanien im Mittelalter die drittwichtigste christliche Pilgerstätte.

 

Grenzerfahrungen auf dem Jakobsweg, dies ist auch der Titel seines Buches, hat Mäder den Abend im Rahmen der Röhm’schen Kul-Touren-Serie überschrieben. Anschaulich erzählte der Südbadener wie er auf den knapp vierwöchigen Fahrten, vor allem bei der ersten, an seine körperlichen und seelischen Grenzen stieß.

 

Der Hobby-Tennisspieler absolvierte gerade mal drei Trainingseinheiten auf dem Rad, ehe er sich – mit 35 Kilo Gepäck in den Packtaschen als 61-Jähriger ins Abenteuer stürzte. 2280 Kilometer in 26 Tagen und mit einer Ausrüstung, die normalerweise nur für ein Schön-Wetter-Wochenend-Camping taugt.

 

Wenn der Regen durchs undichte Zelt rinnt, der Schlafsack nass ist, da denkt man schon mal ans aufgeben. Aber Mäder hielt durch. Weil er sich das gleich zweimal versprochen hatte: Wenn sein Freund seinen Lungenkrebs übersteht und wenn sein eigener Sohn von einer schweren Krankheit geheilt wird, dann radelt er nach Santiago de Compostela.

 

Wenn auf dem Rad, vor allem bergauf, die Kräfte zu Ende gehen drohten, sagte er im Tretrhythmus vor sich hin: San-ti-a-go, San-ti-a-go. So lange, bis der Berg bezwungen war.

 

Die Pilgerreisen waren aber nicht nur Überlebenskampf. So erinnert sich Mäder gut an die

Dorfpizzeria, in der er sein Fahrrad mit Hilfe der Bedienung im Weinkeller unterstellte. Der Wirt, der um seinen Wein fürchtete, schloss den Keller ab und war am nächsten Morgen – entgegen allen Versprechungen – nicht da, um aufzuschließen. Auch das, so erfuhr Mäder von der Nachbarin, soll mit der Bedienung zu tun gehabt haben.

 

Das Buch Grenzerfahrungen auf dem Jakobsweg sind die ungeschminkten Tagebuchaufzeichnungen zweier Pilgerfahrten. ISBN 978-3-00-024711-8.